Freitag, 26. April 2013

~26.04.13~ Ein intensives Gespräch und die Gefühle danach

Wie jeden Freitag war ich wieder in dem Kindergarten in dem ich Auszubildende bin und wie immer saß ich unten bei den Kindern die kalt essen.
Als das Essen fast zu Ende war, bat mich die zweite Erzieherin in meiner Gruppe mit ihr mit zu kommen.
Sie ging mit mir in die Lernwerkstatt und bat mich, mich zu setzen.
Ich hatte Herzrasen und meine Gedanken drehten sich, was würde sie wohl von mir wollen? Als sie die Worte aussprach "Ich wollte mal mit dir reden" klopfte mein Herz noch mal schneller.
Hatte ich etwas falsch gemacht? Hatte ich vielleicht zu schroff mit den Kindern geredet? 
Ich weiß ja dass ich im Blockpraktikum letzte Woche sehr leicht reizbar war und auf die Kinder oftmals nicht so pädagogisch reagiert habe, wie es eine gute Erzieherin tun sollte.
Aber ich hatte mich angestrengt die impulsive Reaktion zu unterdrücken, denn die Kinder können nichts dafür, dass sie mich "nerven" wo ich doch sonst ganz gute Nerven hab.
Aber sie war in der vergangenen Woche krank also kann es wohl darum nicht gehen. Hatte ich diese Woche etwas so falsch gemacht, dass sie mich darauf jetzt sofort hinweisen musste?
>> Du musst darauf jetzt nicht antworten. << Oh je was will sie nur? >> Hast du dich mal selbst 
verletzt? << In mir atmete ich etwas auf. Mit diesem Thema konnte ich mittlerweile nach 3 Jahren Therapie und mehrmaligen darauf ansprechen ganz gut umgehen. Darüber zu reden fällt mir leicht.
>> Ja << War also meine einfache Antwort. >> Und machst du es noch? << 
>> Also wenn ich ehrlich antworten soll, dann eigentlich schon, aber im letzten Winter hab ich mich wieder selbst verletzt, weil ich hab tiefe Depressionen und bin zwar medikamentös eingestellt und eigentlich relativ stabil aber im Winter da kommt bis jetzt immer so ein Tief << 
>> Ja, ja ich hab auch tiefe Depressionen und hab Phobien, deshalb frag ich dich, weil ich das kenn. Ich hab mir gedacht, ich muss dich jetzt mal drauf ansprechen weil  ich saß gestern Abend zu Hause und musste so weinen, weil du mir so leid getan hast, ich hab mir gedacht, was muss das Mädchen durch gemacht haben. << Ich musste irgendwie etwas lachen, aber eigentlich tat sie mir total leid. Das Lachen kam weil ich unsicher war  und weil ich keinem leid tun wollte. Denn so super schlecht ging es mir nich, es hätte so viel schlimmer laufen können.
Ich erzählte ihr ein Wenig über meine Vergangenheit, natürlich hatten wir aber nicht so viel Zeit um so viel zu reden.
Sie empfahl mir, wenn ich die Möglichkeit dazu habe, weiterhin Therapie zu machen, weil man da einen Ansprechpartner braucht und dass Depressionen nie richtig weg gehen, dass sie selbst im Winter ein ziemliches Tief hatte, wo sie nicht mehr konnte.
Später als wir schon auf gestanden waren, erzählte sie mir ein Wenig konkreter Etwas aus ihrer Kindheit, von den Problemen mit ihrem Vater, was er mit ihr gemacht hatte und dass sie keine schöne Kindheit hatte.
Ja gegen ihre, allein durch das Wenige was sie erzählt hat, war meine direkt rosig, die tollste Kindheit.
Sie erzählte mir auch, dass es nicht immer einfach ist, sich im Kindergarten zu verstellen, dass es keiner merkt wie es ihr geht.
Dass es große Kraft braucht und anstrengend is. Ich kenne das - bis jetzt -  noch nicht so. Denn ich gebe mich wie ich bin. Wenn es mir nicht gut geht, dann sehe ich eben nicht glücklich aus. Wenn ein Kind zu mir kommt und mit mir redet, dann schaue ich im Normalfall schon automatisch "glücklich" einfach weil ich das meistens bei meinen Freunden auch so gemacht hab. Aber wenn ich gerade wo sitze und mir alles zu viel ist oder auch in der Arbeit mit den Kindern, wenn mir alles zu viel ist, dann kann man das durchaus merken. Und wenn es mir nicht gut geht also ich ein richtiges Tief hab, dann kann es auch sein, dass ich leichter reizbar bin. In der Ausbildung lernen wir aber auch, dass das vollkommen okay ist, weil wir auch nur Menschen sind, wir sollen nich immer auf gut gelaunt tun sondern wenn es uns nicht gut geht, sollen wir die Kinder darauf hinweisen denn das ist eben das Leben, Kinder und deren Eltern sind auch nich immer glücklich also müssen es die Erzieher auch nicht sein.
Das darauf hinweisen das hab ich bis jetzt noch nie gemacht. Allerdings liegt das auch daran, dass ich noch nie von einem Kind auf meine Stimmung angesprochen wurde wenn ich nicht "glücklich" erschienen bin, wenn sie mit mir gespielt oder geredet hab. Und oft is es bei mir auch - bis jetzt - so, dass ich glücklich werde und wirklich mal für einen Moment meine Probleme und allen Stress vergessen kann, wenn ich mit den Kindern spiele, tobe und quatsch mache.
Auf jeden Fall bot sie mir auch an, dass ich auch mit ihr über Probleme reden könne und nicht nur mit meiner Anleiterin.

Hinterher ging es mir im Kindergarten erst Mal super.
Allerdings zu Hause, war ich dann total nachdenklich, die Erzieherin tat mir total leid und ich hatte irgendwie ein total schlechtes Gewissen, weil ich sie so viel mit meiner Vergangenheit zu gebrabbelt hab, als müsse ich ihr meine ganze Lebensgeschichte erzählen, wo sie doch eine viel schlimmere Geschichte hat und sich sehr zurück gehalten hat mit erzählen.
Ich war dann nicht direkt depressiv. Was ich empfand würde ich als depressive Verstimmung bezeichnen. Es kann allerdings gut sein, dass es gesunde Menschen schon als Depressiv bezeichnen würden. Es is schwer zu beschreiben, einfach eine tiefe Traurigkeit, Frustration über eigenes, fehlerhaftes Verhalten und Unzufriedenheit mit sich selbst. Der Eindruck sich selbst immer zu sehr in den Mittelpunkt des eigenen Lebens zu stellen, ein Punkt an dem ich schon eine Weile versuche zu arbeiten, seit ich soweit stabil bin. Aber das ist gar nicht so einfach, wenn man eben so lange Zeit intensiv mit sich zu tun hatte und es eben durch die Therapie auch viel um einen ging. 
Jetzt auch mal wirklich für Andere da zu sein und wieder zu merken, wenn es Anderen nicht gut geht - was ich früher gut konnte, als es mir schlecht ging und ich noch keine Therapie hatte - das fällt mir unglaublich schwer, dabei sehe ich mich schon fast als Unmensch wenn ich es nicht schaffe und zweifle ob die Wahl Erzieherin als Beruf so gut ist wenn ich das "offensichtlich nicht mehr kann".
Neben diesen Gefühlen kommen noch eine dunkle Stimmung, Unlust irgendwas zu machen und die Anzweiflung vom Sinn von Allem was ich mache.
Das heißt für mich depressive Verstimmung, in der Hoffnung es verständlich erklärt zu haben denn es hat ja jeder bei bestimmten Dingen eigene Einschätzungen und Empfindungen.

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