Donnerstag, 2. Juli 2020

~02.07.20~ Ein weiterer Tag

Mit chronischen Depressionen leben zu müssen, ist scheiße. Heute ist Mal wieder einer dieser Tage, an denen ich extrem kurz davor war, zu versuchen, mein Leben zu beenden. "Leider" ist das Medikament, das von unserem Epileptiker Hund übrig ist, schon für Kinder ab 6 Monaten und meinen Recherchen nach, ist es auch Überdosiert nicht lebensgefährlich. In meinen weiteren Recherchen habe ich aber eine überraschende Alternative gefunden, die schmerzlos und schnell sein soll. Das benötigte Material ist auch nicht verschreibungspflichtig. Ich würde es mir ja bestellen, aber leider hab ich immer noch etwas in mir, was dann einen Rückzieher macht.
Aber wieso will ich sterben? Stell dir vor, du weißt nicht, wie es sich anfühlt, wirklich glücklich und zufrieden zu sein. Dann hast du noch einen sozialen Beruf und deine aktuelle Arbeitsstelle ist bescheiden. Wo nur das Negative auffällt und man ständig korrigiert wird. Dann mache ich ja auch ein Fernstudium Soziale Arbeit. Hier bin ich auch wenig erfolgreich. Im Praktikum komme ich mir die letzten Tage auch wie ein unfähigen Depp vor. Ohnehin ist es raus geschmissenes Geld und Zeit, was soll ich damit anfangen, wenn ich nicht Mal vernünftig als Erzieherin arbeiten kann? Ich bin müde, so unglaublich müde, ich will einfach nicht mehr. Alles ist für mich sinnlos geworden und ich habe das Gefühl, ich bin überall der Depp, der ohnehin nichts auf die Reihe bekommt. Ich kann nichts wirklich und bekomme nichts wirklich auf die Reihe. Ich habe nichts, was mich besonders macht, ich bin ersetzbar durch Leute, die es besser können als ich. Die netter sind, kompetenter, leistungsfähiger, gut aussehend, selbstbewusster, eigenständiger... Es gibt nichts, was mich besonders auszeichnet, außer meine Depressionen. Ich habe eine instabile Gefühlswelt und bin nur wenig belastbar, ich werde schnell gestresst und dann auch schnell unfreundlich und unsanft. Ich habe ein soziales Defizit wenn es zur Interaktion mit anderen Menschen kommt, Kommunikationsprobleme, über hundert Narben, ein pickeliges Gesicht und unförmige Körperproportionen. Ich habe kein soziales Umfeld und bin nie irgendwo wirklich wichtig oder eine Ansprechperson. Ich bin die, die mit läuft, Anweisungen befolgt und grimmig oder depremiert guckt. Ich bin die, die Sachen vergisst, obwohl sie schon längst Routine sein sollten. Ich bin die, die sich selbst nicht leiden kann, an sich selbst zweifelt und aus Angst etwas falsch zu machen oder zu sagen ständig unsicher und angespannt ist. Ich bin die, die denkt, sie könne eines Tages eine eigene Einrichtung haben, Kinder adoptieren und Anderen helfen. Wo ich mir doch selbst nicht helfen kann. Ich bin die, mit unrealistischen Träumen und Plänen, die nicht weiß was sie wirklich will. Aber es ist im Endeffekt auch egal. Früher oder später werde ich sterben. Denn wenn mich etwas aus macht, dann, dass ich die mit den chronischen Depressionen bin, die ihr Leben nicht auf die Reihe bekommt, keine Freunde hat, weil sie sozial inkompetent ist. Das bin ich und dafür lohnt es sich nicht zu leben. Man sagt, jedes Leben sei kostbar, es gäbe immer Leute, denen ich wichtig bin, die mich lieben. Ich glaube nicht Mal, dass meine Geschwister mich lieben. Meine Mutter würde über meinen Tod auch weg kommen, weil ich genug Ärger mache. Meine Katzen würden sich einen anderen Bezugsmensch suchen. Und die wenigen Menschen, die meine Freunde sind, würden mich auch nicht vermissen, weil ich so wenig Kontakt mit ihnen habe, dass sie keinen Unterschied merken würden und ohnehin beide auch andere Freunde haben. Bessere, die normal sind. Nicht sozial inkompetent und emotional instabil. Das ist mein Grund, dass ich sterben will. Wer einen Sinn in einem solchen Leben findet, darf es mir gerne schreiben. Ich finde keinen. Heute habe ich überlebt, aus Mangel an Mitteln. Aber wie lange noch...?

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